Leidenszeit Badesaison

Für das weibliche Geschlecht entpuppt sich der Schwimmbadbesuch im Nachhinein nicht selten als schmerzhaft. Schuld daran sind häufig Blasenentzündungen.

Die meisten freuen sich schon auf die kommende Badesaison. Aber nicht wenige Frauen fürchten sich auch vor dem Badespaß, da diese Zeit für sie verbunden ist mit „Brennen beim Wasserlassen“ und häufigem Harndrang. Nicht selten gesellt sich auch noch Blut im Urin dazu und das ganze passiert dann womöglich noch weit weg von zu Hause. Innerhalb eines Jahres klagen ungefähr 20 Prozent aller Frauen zwischen 20 und 60 Jahren mindestens ein Mal über eine Blasenentzündung.

Bei der Infektion reicht das Spektrum von einer schmerzhaften, aber harmlosen Harnblasenentzündung bis hin zur gefährlichen Niereninfektion mit nachfolgender lebensbedrohlicher Blutvergiftung. Für die Betroffenen sind aber auch die ungefährlichen unkomplizierten Harnwegsinfekte lästige, das tägliche Leben verändernde und einschränkende Erkrankungen und das besonders im Urlaub.

Aber warum passiert das häufig in der Urlaubszeit?

Die Scheidenschleimhaut ist normalerweise durch einen Säureschutzmantel geschützt, gebildet von Milchsäurebakterien. Während der Badesaison kann dieser Schutzschild jedoch durch häufiges Baden oder anschließendes Duschen und waschen mit Duschgel oder Seife geschädigt werden. Dann gewinnen andere Keime oder Pilze die Oberhand und begünstigen das Eindringen von Bakterien in die Blase. Begünstigt wird eine Harnwegsinfektion auch, wenn die nasse Schwimmkleidung nicht nach dem Schwimmen durch trockene Kleidung ersetzt wird. Die nasse Kleidung führt zur Auskühlung durch die entstehende Verdunstungskälte und das umso mehr je stärker der Wind weht. Die Auskühlung führt dann ihrerseits zur Minderdurchblutung der Blasenschleimhaut und begünstigt damit erneut eine Einnistung von Bakterien über die kurze Harnröhre bei der Frau in der Blasenschleimhaut.

Da man im Urlaub auch mehr Zeit für einander hat, kommt es auch gerade bei jüngeren, sexuell aktiven Frauen öfter zu Infektionen. Frauen während und nach den Wechseljahren erleiden auf Grund eines Hormonmangels häufiger Harnwegsinfektionen.

Autor: Prof. (MEX) Dr. med. (I) Berthold Schneider
Erschienen in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ)

Wie aber kann eine Frau sich schützen, damit diese Jahreszeit auch wirklich die schönste ist?
  • Man sollte einige Grundregeln beachten, wie zum Beispiel ausreichend zu trinken. Die Trinkmenge sollte am Tag ungefähr 1,5 bis 2 Liter betragen.
  • Nach dem Baden sollte man die nasse Schwimmkleidung gegen trockene wechseln, und nach jedem Schwimmen oder auch nach dem Geschlechtsverkehr sollte man die Blase entleeren.
  • Keinesfalls sollte man den Intimbereich mit parfümierten Reinigungstüchern säubern und eine übertriebene Hygiene des Intimbereichs unter ständiger Verwendung von Duschgel oder Seife sollte ebenfalls gemieden werden. Denn Seife ist basisch und zerstört bei zu häufiger Verwendung den Säureschutzmantel.
  • Gereinigt werden sollte nach dem Stuhlgang immer von vorne nach hinten.
  • Über die Urlaubszeit kann man zur Vorbeugung täglich Preiselbeerextrakt zu sich nehmen, der eine Einnistung von Bakterien in der Blasenschleimhaut verhindert, wenn es sich um wenige Bakterien handelt.
  • Spezielle Blasen- und Nierentees aus Bärentraubenblättern, Brennnesseln und Birkenblättern fördern zusätzlich die Ausscheidung und wirken leicht desinfizierend.
  • Gezielt kann man am Abend nach dem Schwimmen zum Beispiel Vaginaltabletten auf Milchsäurebasis in die Scheide einführen, um so das saure Scheidenmilieu wieder her zu stellen, damit die wichtigen Milchsäurebakterien, die hier hingehören, besser gedeihen.
  • Und Frauen in den Wechseljahren, die oftmals einen trockenen Scheidenbereich haben, können durch Salben mit weiblichem Hormon (Östrogen) den Scheidenbereich feucht halten und wieder eine natürliche Abwehr aufbauen.
  • Sollte trotz all dieser Maßnahmen aber doch eine Harnwegsinfektion auftreten, dann sollte man so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen, der dann eine gezielte Therapie gegebenenfalls mit einem Antibiotikum einleiten wird. Manchmal reicht dann sogar schon eine Einmalgabe aus.
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